Hippotherapie


Was ist eigentlich Hippotherapie?

Hippotherapie ist eine spezielle physiotherapeutische Behandlungsmethode auf dem Pferd, also eine medizinisch-therapeutische Maßnahme vor allem bei neurologischen Erkrankungen. Durch die ständig erforderliche Anpassung des Menschen mit Behinderung an die dreidimensionalen Bewegungen des Pferderückens werden Bewegungsabläufe, Gleichgewichts- und Stützreaktionen sowie die Koordination verbessert.

 

Hippotherapie im Überblick

- Wer braucht Hippotherapie?
- Was passiert bei der Hippotherapie?
- Was kann die Hippotherapie bewirken?
- Von wem darf die Hippotherapie durchgeführt werden?
- Das Therapiepferd
- Wie komme ich zur Hippotherapie?
- Was kostet die Hippotherapie?

Wer braucht Hippotherapie?


Hippotherapie ist für Kinder (ab ca. 4 Jahren, abhängig von der Körpergröße)
und Erwachsene mit neurolgischen sowie orthopädischen Krankheitsbildern geeignet.

Indikationen aus der Neurologie:

ICP - Infantile Cerebralparese
CP - Cerebralparesen
SHT - Zustand n. Schädelhirntrauma
Enc. dis. - Encphalitis disecans/ MS
Zentrale Hypertonie
Entwicklungsbedingte Nervenerkrankungen
Querschnittsymtomatik
Zustand nach Apoplexie/ Schlaganfall
Paraplegie
Dysmelie (angeborene Fehlbildung von Extremitäten)
Torticollis spasmodicus (Schiefhals)

Muskeldystrophie

Ataxie
Torsionsdystonie
MMC - Spina Bifida
Atetose
Rückenmarkserkrankungen (z.B. spastische Spinalparalyse)
MCP - minimale zerbrale Parese
MCD - minimal zerebrale Dysfunktionen
spezielle Syndrome
M. Parkinson
Muskel - und Stoffwechselerkrankungen

Indikationen aus der Orthopädie:

Wirbelsäulenprobleme
Skoliose
Hüftdysplasie
Haltungsschwäche
Muskuäre Dysbalance (z.B. Zustand nach Amputation)

Indikationen aus anderen Fachgebieten:

Cystische Fibrose
gynäkologische Probleme (z.B. Beckenbodenschwäche)

Kontraindikationen

alle virulenten Erkrankungen (z.B. MS im Schub)
akute Bandscheibenprobleme
fixierte Skoliosen
schwere Osteoporosen
Dekubitus
Allergien
ventrale Hüftluxationen
Schmerzen

Weiters gibt es Begleiterkrankungen und Komplikationen, die zu Kontraindikationen führen können und daher beachtet werden müssen:

Epilepsie
( wenn der Patient medikamentös schwer eingestellt werden kann)
urologische Komplikationen
(Kathederversorgung, Inkontinenz)
schwere Vigilanzstörungen
unüberwindbare Angst
starke Kontraktionen
Dekubitus
Alter, Größe, Gewicht
Soziale Überforderung
(Weg, Transportmöglichkeit, Entfernung, Schulsituation, ...)

 

Was passiert bei der Hippotherapie?


Die Therapie wird hauptsächlich in der Gangart Schritt des Pferdes durchgeführt.
Durch die Vorwärtsbewegung des Therapiepferdes entsteht eine dreidimensionale Schwingung des Pferderückens (90-120 Schwingungen/min.)
Diese Schwingungen werden auf das Becken, die Wirbelsäule und Extremitäten des Patienten übertragen und dieser muss aktiv darauf reagieren.

Was kann die Hippotherapie bewirken?


Besonderes Augenmerk wird bei der Hippotherapie auf die Stellung des Beckens gelegt, da von hier aus die Bewegungen in den Rumpf und die Extremitäten weitergeleitet werden.

Die großen Gelenke (Schulter und Hüfte) werden mobilisiert. Dadurch können die Grob- und Feinmotorik erleichtert werden.

Es kommt zu einer Regulierung des Haltungstonus, dadurch zu einer positive Beeinflussung der Symmetrie, der Haltung, der Kopfkontrolle, der Atmung, der Mundmotorik und der Sprache.

Die Wirbelsäule wird dynamisch stabilisiert.

Gleichgewicht, Koordination und die gesamte Sensorik werden in der Hippotherapie angesprochen.

Auch Konzentration, Aufmerksamkeit, Kontaktverhalten, Motivation und das Selbstwertgefühl werden positiv beeinflusst.

Von wem darf die Hippotherapie durchgeführt werden?


Die Therapie darf nur von einem/ einer Physiotherapeuten/inn mit der speziellen Ausbildung zu/zur Hippotherapeuten/in durch geführt werden.
Auch eine spezielle Ausbildung und Vorbereitung des Therapiepferdes ist notwendig.
Der/ die Pferdeführer/in spielt ebenso eine wichtige Rolle bei der Hippotherapie und sollte entsprechende Qualitäten aufweisen.

Das Therapiepferd


Das Pferd spielt eine zentrale Rolle in der Hippotherapie und muss daher sorgfälltig ausgewählt und ausgebildet werden.
Bestimmte Merkmale von Charakter, Temperament, Typ und Gebäude weisen auf die Eignung eines Pferdes für die Therapie hin.
Wesentliche Eigenschaften sind: menschenfreundlich, geduldig, willig, gelehrig, leistungsbereit, zuverlässig, nicht furchtsam, nicht schreckhaft.
Für die Hippotherapie ist vor allem die Bewegung des Pferdes ein entscheidendes Auswahlkriterium.
Sehr große Bedeutung hat der raumgreifende Schritt, da die Therapie hauptsächlich in dieser Gangart durchgeführt wird.

Hippotherapie bedeutet für das Pferd, konzentriert, aufmerksam und gehorsam im Schritt zu gehen. Für das Pferd ist das sehr anstrengend.
Eine artgerechte Offenstallhaltung mit Artgenossen im Herdenverband und viel Ausgleich zur Therapie sollten daher selbst verständlich sein.
Denn nur ein psychisch und physisch gesundes Pferd arbeitet mit Freude mit und wirkt so heilend auf den Menschen.

„Wie der Mensch sich körperlich niemals freier, erhabener begünstigter fühlt als zu Pferde, wo er, ein verständiger Reiter, die mächtigen Glieder eines so herrlichen Tiers, eben als wären es die eigenen, seinem Willen unterwirft und so über die Erde hin als höheres Wesen zu wallen vermag,“ J.W. Goethe

 

Wie komme ich zur Hippotherapie?


Die Therapie muss vom Facharzt (Kinderarzt oder Neurologe) verordnet werden.
Danach können Sie sich mit einem/einer Hippotherapeuten/in in ihrer Nähe in Verbindung setzten.
Für OÖ. Ansfelden Erika Gruber 0660/6544460
Die Hippotherapieanlage befindet sich zur Zeit im Aufbau, Sie können sich aber bereits jetzt registrieren lassen.

Was kostet die Hippotherapie?


Der Hippotherapietarif von OÖ. beträgt 51,36€.
Liegt eine Notwendigkeitsbescheinigung vom Facharzt sowie eine amtsärztliche Bewilligung vor, wird die Hälfte des Tarifs von der Sozialabteilung des Land OÖ. bis auf einen Selbstbehalt von 10% (entspricht 2,6€) übernommen.
Die andere Hälfte übernimmt ihre Krankenkasse.
Die Hippotherapie umfasst 40 Therapieeinheiten jährlich pro Patient, die jeweils ca. 30 min. dauern.

Stand August 2008